"Weikerl ein Würsterl" - Opernprominenz privat: (Auto-) Biographisches aus den reichen Künstlerleben der Herren Weikl, Pavarotti, von Karajan, Drese und Kleiber

Ausgabe April 2008

 

Anmerkung zu M. Lehnens Beitrag zur Kleiber-Biografie
in der Zeitschrift Opernglas:

 

Seine persönliche Meinung zu äußern, ist natürlich das Recht jedes Rezensenten. Nun lag mir indessen ganz wesentlich daran, sehr nah an den Quellen zu bleiben und eben keine Aurabeschwörung zu betreiben, was tatsächlich, wäre es denn geschehen, falsche Schlüsse über seine Bedeutung zuließe und mir zudem viel sehr intensive und konzentrierte Arbeit erspart hätte. Die Verehrungswürdigkeit des Pultstars zu rechtfertigen, zählte ebensowenig zu den Zielen meiner Biografie. Schon gar nicht über die Quantität der Beschreibungen der persönlichen Verhaltensmuster Kleibers, die, keineswegs statisch, ja nicht unwesentlich für eine solche sind und vieles ohne eine Erläuterung derselben überhaupt nicht verständlich wäre. Und Mut bedurfte es allenfalls bei der Entscheidung, überhaupt eine Biografie über Kleiber anzugehen, nicht jedoch, um in der Folge irgendwelche knappen Analysen zu verfassen. Richtigstellen möchte ich zudem, dass ich nirgends behauptet oder auch nur angedeutet habe, dass Carlos Kleiber an Krebs starb, wie Herr Lehnen, sich auf mein Buch beziehend, schreibt. Auch die Rolle von Kleibers Mutter, die Herr Lehnen herausstreicht, ist, so formuliert, eben kein Ergebnis meiner Recherchen. Kleiber befand sich keineswegs auf einer lebenslangen Flucht vor seiner Mutter. Die Konflikte zwischen Mutter und Sohn, durchaus gesellschaftlich nicht gar so untypisch, reiften im Verlauf von etwa zehn Jahren. Man sollte bei Kleiber dabei eher von zunehmend genervt als von Frust, einem langen Befreiungskampf oder von besonders hervorzuhebenden Einflüssen auf seine Persönlichkeitsstruktur sprechen, was ich so nie getan habe. Als sich die Mutter-Sohn-Konflikte in einer sehr heiklen Situation bis zum Bruch zuspitzten, jedenfalls reagierte der erzürnte Kleiber heftig und anhaltend, zumindest etwa ein Jahr lang, als nämlich seine Mutter in noch nicht allzu fortgeschrittenem Alter auch für ihn völlig überraschend starb. Die Aussage jedoch, dass das gestörte Verhältnis zur Mutter bis zu deren Tod anhielt, dramatisiert angesichts dieser nicht erwähnten Tatsache. Auch hätte ich bei Kleiber nie von Psychosen gesprochen.

 

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