ORF Österreichischer Rundfunk Ö1
13. Juli 2009
Wer war Karl Keller?:Kleiber, der Schwierige
von Christine Werba
Anmerkungen von Alexander Werner zu dem ORF-Beitrag
Die Autorin vermerkt, ich habe mich "ausschließlich auf die Aussagen von Kleiber-Zeitgenossen, Kleiber-Kollegen und Kleiber-Partner" berufen und dass mir andere Quellen verschlossen blieben. Das ist natürlich nicht richtig. Man werfe nur einen Blick mein Nachwort (2. Auflage) oder verfolge die zahllosen Hinweise im Buch auf eine Vielzahl anderer Quellen wie Briefe von Erich Kleiber, Briefe von und an Carlos Kleiber, andere mündliche oder schriftliche Zeugnisse Kleibers nebst eines Radio-Interviews desselben, Dokumente aus Archiven, Opernhäusern etc. Mehr dazu auch in meinen Beitrag zu Recherche und Methode auf dieser Homepage.
In dem Beitrag finden sich zudem diverse Fehler:
So war Carlos Kleiber keineswegs seit seiner Heirat neben München in seinem slowenischen Ferienhaus in Konjsica wohnhaft, weder in diesem Ort noch in dem Jahzehnte später aktuellen Ferienhaus, sondern wie ich darstellte lange bei der Familie seiner Frau oder er war Campen. Bis München nach Düsseldorf, Zürich und Stuttgart sein Hauptwohnsitz wurde, verging außerdem nach seiner Heirat noch mehr als ein Jahrzehnt.
Desweiteren debütierte Kleiber in Potsdam nicht 1949, als er in Zürich weilte, sondern im Februar 1955
Ebenso erschien er in Düsseldorf nicht 1958 am Pult, sondern war dort zwischen 1957 und 1960 als Korrepetitor tätig und dirigierte erstmals am Rhein 1960, in Stuttgart änderte sich zwar 1968 sein Vertrag auf eigenwillige Weise, seine Zeit als Kapellmeister war damit aber noch nicht vorbei.
Das anfängliche Pseudonym sollte sicherlich nicht bezwecken, dass die Dirigentenkarriere unbemerkt vonstatten ging. Die sollte er allein nicht unter der Last des großen Namens beginnen. Und diese Karriere nahm keineswegs gegen den Willen des Vaters seinen Anfang, sondern ab 1950 von diesem gefördert und aufmerksam begleitet.
Carlos Kleiber ist nicht wie angegeben in Buenos Aires aufgewachsen, sondern in Berlin, Österreich, der Schweiz, dann ab 1940 nach einer Stippvisite in Buenos Aires in Chile mit späteren Stationen in Kuba und New York, bis er dann zwischen 1949 und 1953 in Buenos Aires lebte.
Die Autorin resümiert "Ein Marketing-Credo nach dem Prinzip: Rarität bedeutet Wertsteigerung." Eine Bemerkung, die gewiss mit Kleibers Denken und Intentionen nichts zu tun hatte.
Dass Kleibers Mutter Slowenin sei, wurde nicht gelegentlich kolportiert, sondern war eine Falschmeldung der slowenischen Nachrichtenagentur nach Kleibers Tod, die von sehr vielen deutschsprachigen Medien in Nachrufen übernommen wurde.